Wie jedes Jahr haben wir im August die heisse und trockene Jahreszeit – 40 Tage, die regional hier die Hundstage heissen. Dennoch gibt es immer mal wieder vereinzelt Regentage, wie zum Beispiel diese Woche, so dass der Dschungel auch im Sommer grün bleibt.
Die Bedingungen in den Cenoten und im Meer sind ideal, alle Tauchplätze vor Playa del Carmen sind offen, Cozumel hat einige Riffe gesperrt, damit sie sich erholen können, aber das beeinträchtigt nicht den normalen Ablauf, da sie genügend Auswahl haben. Die Cenoten sind bis auf ganz wenige Einschränkungen offen und wir sind natürlich mit allen neuen Öffnungszeiten und Massnahmen vertraut und halten uns aktualisiert.
In den verschiedenen Bekanntmachungen der Regierung von Quintana Roo wurden und werden Zahlen bekannt gegeben, wie die Entwicklung in Bezug auf Corona ist. Dazu kann ich natürlich sehr gerne auch meine persönliche Meinung abgeben, aber hier möchte ich mich nur an die für mich nachvollziehbaren Tatsachen halten.
Mehr als 50% der Einkünfte in Quintana Roo werden DIREKT durch den Tourismus generiert. Seit Beginn der Pandemie im März und den phasenweise eingeführten Sperrstunden und Reduzierung der wirtschaftlichen Aktivitäten sind viele Arbeiter und ehemalige Angestellte wieder in ihre Dörfer zurückgegangen. Dadurch ist eine umgekehrte Migration erfolgt; so wie in den Vorjahren die Riviera Maya der Magnet für Arbeitssuchende aus ganz Mexiko und auch vielen mittelamerikanischen Staaten war, der Tourismus auch viele internationale Arbeitskräfte auf dem etwas gehobenen Sektor angezogen hat (so auch Tauchen), genau so hat dieser Magnet nun seine Kraft eingebüsst. Viele Katastrophen, die ich selber in der Vergangenheit hier in Playa del Carmen erlebt habe, ausgelöst durch Hurrikans oder Schweinegrippe oder internationale Wirtschaftskrisen haben Auswirkungen auf unsere Wirtschaft und den Tourismus gehabt. Allerdings ist heute die Krise noch nicht zu Ende und im Gegenteil ein Ende noch nicht abzusehen, wir sind nun 5 Monate nach Beginn unserer Neuen Normalität. Viele Ladengeschäfte in der 5. Avenida aber vor allem auch in ganz Playa del Carmen haben geschlossen und diese Unternehmer werden auch nicht wieder eröffnen. Wenn man durch die Stadt fährt, sieht man heruntergefahrene Rolladen öfter als geöffnete Geschäfte; schätzungsweise 70% der kleinen Geschäfte sind permanent zu. In meinem Wohngebiet sind viele vormals vermietete Häuser leerstehend und es ist zu erwarten, dass die Mieten dauerhaft reduziert werden müssen, damit sich die wenigen Mieter leisten können, mit den geringeren Einkünften dennoch hier bleiben zu können. Dies sieht man noch nicht im hochpreisigen Segment, da diese Sparte naturgemäss mehr Kapital hat und eine längere Zeit, eine Durststrecke durchhalten kann. Sobald der Tourismus wieder anläuft, wird sich alles langsam wieder auf das Niveau von zuvor regulieren, aber der zeitliche Rahmen ist eben ausschlaggebend.
Die Regierung von Quintana Roo ist sehr darum bemüht die Versorgungslage der Bevölkerung mit Lebensmitteln aufrecht zu halten, dennoch wird der Arme noch ärmer, und die Wohlhabenden und auch Expats, die ihre Pensionseinkünfte beziehen leben ihr normales Leben weiter, sowie natürlich dann auch unsere Urlaubsgäste, deren finanzielle Einbussen meist nur kurzfristig waren und die sich relativ schnell von der Restriktionen ihrer jeweiligen Regierungen erholen konnten. Die Spaltung zwischen Arm und Reich wird über eine grössere Bevölkerungsschicht gehen und weite Teile das Mittelstands werden auch davon betroffen sein.
Auf den Tauchtourismus bezogen heisst das, Tauchschulen hatten temporär geschlossen und haben abgewartet, wie sich die Situation entwickelt; seit die wirtschaftlichen Aktivitäten langsam und koordiniert wieder hochfahren, zeigt es sich aber, dass viele Tauchschulen nicht den finanziellen Hintergrund haben, mit einem extrem reduzierten Einkommen über die nächsten Monate (vielleicht über das gesamte Jahr 2021) hinaus zu wirtschaften. Dauerhafte Schliessungen passieren bereits und wir werden auch weiterhin davon betroffen sein. Freiberuflich arbeitende Instruktoren (wie ich) sind nicht so stark betroffen, weil wir weniger Fixkosten haben, aber dennoch ist natürlich 6 Monate ohne Einkünfte für mich ohne finanzielle Hilfe von aussen nicht machbar.
Ich kann nicht für die Allgemeinheit sprechen, aber ich habe weder finanzielle Unterstützung vom mexikanischen Staat noch vom deutschen Staat erhalten, sondern wie gesagt, Vorauszahlungen von Kunden durch Erwerb von Gutscheinen und auch Spenden, sowohl von Kunden, Freunden und meiner Familie. Dank meiner Kunden, Freunde und Familie werde ich diese Zeit überstehen. Tauchlehrer, die hier nur wenige Zeit gearbeitet haben und nicht wirklich hier verwurzelt sind, sind ausgereist und viele werden sicher nicht wiederkommen und selbst wenn sie die vergangenen Monate überstanden haben, wird es schwer werden, für die kommenden Monate eine stete und ausreichende Einkommensquelle zu haben.
Wichtig für kommende Reisen nach Quintana Roo und für den Reisenden sind die folgenden Informationen: alle Geschäfte, die offen haben, sind angehalten bestimmte Hygienestandards einzuhalten, Temperatur messen, Desinfektionsbecken für Schuhe, Desinfektionsgel für die Hände, Mundschutze für die Angestellten und Kunden, die in den Laden kommen; Abstandsregelungen. Jeder Tourist, der hierher reist und aufgrund der schlechten Wirtschaftslage nun einen Rabatt verlangt nach der Argumentation, wenn du ihn mir nicht gibst, dann geh ich zum nächsten, der glücklich ist, wenn er ein bisschen Geld verdient. Jeder dieser Touristen trägt dazu bei, dass genau diese Standards verweichen und vernachlässigt werden, denn sie kosten zusätzliches Geld und Aufwand und wenn dies nicht durch den Kunden honoriert wird, liegt es leider in der Natur des Menschen, diese Standards auch nicht mehr anzuwenden. Der Staat kann und wird nur in wenigen Fällen kontrollieren, die Kontrolle liegt bei jedem Einzelnen.
Über Infektionszahlen möchte ich nicht wirklich sprechen, die kann man an anderer Stelle einholen, aber die Tendenz und die Entwicklung möchte ich hier zusammenfassen. Ich persönlich habe mich vor Ort informiert, welches Krankenhaus in Playa del Carmen in der Lage ist, eine bestmögliche medizinische Versorgung für meine Kunden im Krankheitsfall zu geben (und nicht nur für Covid-19) und habe dies natürlich in meine Notfallpläne integriert. Für die Bevölkerung generell ist die Kapazität in den allgemeinen Krankenhäusern erhöht worden und die fortlaufende Information über Soziale Medien und Funk und Fernsehen sowie auch Plakate und öffentliche Anschläge in der Stadt führten dazu, dass im grossen und ganzen die Bevölkerung die Problematik erkennt und sich daran hält. Die Tendenz zeigt seit August erstmalig, dass Infektionszahlen sich reduzieren, wobei natürlich die zeitliche Verzögerungen und Auswirkungen des langsam sich wieder öffnenden Tourismus noch nicht wirklich erkennbar sind. Wir bleiben weiter am Ball.
Ich möchte jeden Urlauber diese einfachen Vorsichtsmassnahmen nahelegen:, Orte zu meiden, an denen Menschenansammlungen zu finden sind und sich jederzeit an Abstandsregelungen zu halten, keine Hände zu schütteln oder Küsschen zu geben, Mundschutz über Mund und Nase tragen, wenn die Abstände zu gering sind, vor allem häufiges Händewaschen, Vermeidung sich selbst ins Gesicht zu fassen und im letzten Punkt, Hände mit Alkoholgel und Gegenstände, die von verschiedenen Personen berührt werden mit Desinfektionsmittel zu behandeln.
Meine Ratschläge ausserdem, bei der Anreise am Flughafen, Flugzeug, Transfer darauf zu achten, dass Hygienestandard penibel eingehalten werden. Die Entscheidung, ob jemand X Stunden im Flugzeug verbringen möchte, liegt bei jedem, aber ich denke auch die Airlines müssen sich über neue Ansätze ernsthaft Gedanken machen. Die Zukunft wird uns zeigen, was der Verbraucher bewirkt hat. Für den Urlauber, der sich entscheidet zu kommen, bitte schriftlich bei seinem Auslandskrankenschutz bestätigen lassen, dass er im Krankheitsfall (inklusive Covid-19) abgesichert ist. Für Deutsche besteht bis mindestens 31.08. eine Reisewarnung, nicht notwendige Reisen in Risikogebiete zu vermeiden, und wir werden uns aktuell halten, inwieweit diese über die Monate für Mexiko modifiziert werden. Die neue gesetzliche Regelung (für Deutschland), die verpflichtend Schnelltests für Rückkehrer aus Risikogebieten und noch dazu kostenlos, festlegt, ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, in der wir lernen müssen, mit dieser dauerhaften Bedrohung unserer Gesundheit zu leben. Ich hoffe, andere Länder schliessen sich dem an.
In diesem Sinne wünsche ich allen heisse Sommertage sei es im Urlaub auf dem Balkon, bei der Erkundung der Heimat oder im nahen Ausland und hoffe, dass ich den einen oder anderen bald wieder hier in Mexiko begrüssen kann. Fragen beantworte ich natürlich wie immer gern und umfangreich über email oder whatsapp oder messenger.